Hamster Ratgeber

 

Gestresster Hamster?

 

 

Auswirkungen von Stress auf Goldhamster

(Mesocricetus auratus)

 

Gattermann untersuchte Ende der 90er Jahre die Auswirkungen unterschiedlicher Stressarten auf Syrische Goldhamster. Die Forschungsergebnisse sollen hier zusammenfassend dargestellt werden. Wichtig: Die erhaltenen Daten wurden rein wissenschaftlich erfasst und sind nicht direkt auf die Heimtierhaltung übertragbar! Ein Zusammenhang kann jedoch selbstverständlich hergestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass Stress nicht nur negative Auswirkungen auf den Säugerorganismus haben muss!

 

Wissenschaftliche Untersuchungen, ob die unterschiedlichen Stressformen sich negativ oder positiv auf den Hamster auswirken sind bisher nicht durchgeführt worden.

 

Die bisherigen Untersuchungsergebnisse lassen sich in Bezug auf die Heimtierhaltung am besten anhand zweier Grafiken interpretieren. Sie zeigen zum einen die Auswirkungen untzerschiedlicher Situationen auf die Herzfrequenz des Tieres, und zum anderen wie lange der erhöhte Herzschlag anhält.

 

Folgende Situationen wurden untersucht:

1.

Handling

(Der Hamster wurde für 2-3 Min. in die Hand genommen)

 

2.

Vaginal smear

(Vaginaler Abstrich, etwa 1 Min.)

 

3.

Resident

(Es wurden fremde Hamster in den Käfig des Hamsters gesetzt.)

 

4.

Intruder

(Der Hamster wurde für 2-3 Min. in einen Käfig mit für ihn unbekannten Tieren gesetzt)

 

5.

Cage change

(kompletter Käfigwechsel)

 

6.

Grouping

(Zwei fremde Hamster gleichen Geschlechts wurde dazugesetzt)

 

 

Wichtig: Die Versuche wurden einmal während der Lichtphase (gelbe Balken) und einmal während der Dunkelphase (grüne Balken) durchgeführt! Es kam dabei zu stark abweichenden Resultaten! Die Tiere leiden eindeutig unter stärkerem Stress während der Versuche in der Lichtphase.

(Die Versuchstiere hatten feste Tages- / Nachtrhythmen, wobei die Versuche 3-4 Stunden nach Einsetzen der Licht- bzw. Dunkelphase durchgeführt wurden.)

 


 

Abbildung 1 zeigt die Erhöhung der Herzfrequenz bei unterschiedlichen Stressoren:

Diagramm 2

Quelle: Time of day and stress response to different stressors in experimental animals, Part 1: Golden hamster (Mesocricetus auratus Waterhouse, 1839), Rolf Gattermann and René Weinandy, J.Exp. Anim. Sci., 1996/97; 38, 66-76, Gustav Fischer Verlag

 

Zusammenfassung Abb. 1 (bezogen auf Versuche während der Lichtphase)

1.

Handling

Herzfrequenz erhöht sich um ~ 50 bpm (Schläge pro Minute)

2.

Vaginal smear

Herzfrequenz erhöht sich um ~ 80 bpm

3.

Resident

Herzfrequenz erhöht sich um ~ 140 bpm

4.

Intruder

Herzfrequenz erhöht sich um ~ 120 bpm

5.

Cage change

Herzfrequenz erhöht sich um ~ 150 bpm

6.

Grouping

Herzfrequenz erhöht sich um ~  180 bpm

 

Sowohl ein Käfigwechsel als auch ein Dazusetzen von zwei gleichgeschlechtlichen Goldhamstern wirkt sich sehr stark auf die Herzfrequenz aus.

 


 

Abbildung 2 zeigt die Zeit die benötigt wurde um die Herzfrequenz wieder zu normalisieren:

Diagramm 1

Quelle: Time of day and stress response to different stressors in experimental animals, Part 1: Golden hamster (Mesocricetus auratus Waterhouse, 1839), Rolf Gattermann and René Weinandy, J.Exp. Anim. Sci., 1996/97; 38, 66-76, Gustav Fischer Verlag

 

Zusammenfassung Abb. 2 (bezogen auf Versuche während der Lichtphase)

1.

Handling

erhöhte Herzfrequenz hält ~ 20 Minuten an

2.

Vaginal smear

erhöhte Herzferquenz hält ~ 20 Minuten an

3.

Resident

erhöhte Herzferquenz hält ~ 40 Minuten an

4.

Intruder

erhöhte Herzferquenz hält ~ 35Minuten an

5.

Cage change

erhöhte Herzfrequenz hält ~ 50 Minuten an

6.

Grouping

erhöhte Herzfrequenz hält ~ 130 Minuten an

 

Bei einem Käfigwechsel benötigt der Hamster also recht lange bis es sich wieder beruhigt.

 

Ich finde diese Ergebnisse sehr interessant. Die wichtigsten Erkenntnisse sind meiner Meinung nach, dass eine Komplettreinigung des Käfigs den Hamster unnötig stresst. Man kann dem entgegenwirken, indem man den Käfig im Wechsel (z.B. jede Woche nur eine Gehegehälfte) nur teilweise reinigt, und wenn man die Käfigreinigung möglichst erst etwa 3 Stunden nach Einsetzen der Dunkelperiode vornimmt (was natürlich in der Heimtierhaltung schwierig zu bewerkstelligen sein dürfte). Die anderen Situationen (außer das in die Hand nehmen) sind i.d.R. wohl eher selten in der Heimtierhaltung anzutreffen.